Alle Welt redet heute davon, kaum noch jemanden muss man mehr überzeugen: Wer sich gesund ernähren will, wählt Bioprodukte, und wer auf Nachhaltigkeit Wert legt, kommt ebenfalls an „bio“ nicht vorbei. Familie Tress hat das schon vor langer Zeit erkannt – vor genau 70 Jahren – und damit viel früher als die meisten anderen ...
Das Wort bíos kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Leben. Biologie ist die Lehre von der belebten Natur. „Bio“ wird heute im Sinn von unbelastet oder naturrein verwendet. Lange bevor der Begriff in aller Munde war, hat Johannes Tress sich im Jahr 1950 diesem Wert verschrieben und damals seine Landwirtschaft auf biologisch-dynamische Richtlinien umgestellt. Gemeinsam mit seiner Frau Josefine verarbeitete und verkaufte er seine erwirtschafteten Erzeugnisse in ihrem Restaurant Rose. So kurz nach dem Krieg wurde er dafür oft belächelt.
Sein Sohn, ebenfalls namens Johannes, übernahm nach und nach gemeinsam mit seiner Frau Inge das Familienunternehmen und baute es weiter auf. Wie seinen Eltern war es auch den beiden ein Anliegen, möglichst lebensnah zu wirtschaften und zu leben. So nahmen sie vegetarische Gerichte auf ihre Speisekarte und verbannten schon in den 60er-Jahren die Cola von der Getränkekarte. Außerdem untersagten sie im Restaurant das Rauchen. Das war zu dieser Zeit, als über 40 Prozent der Erwachsenen rauchte, ein Unding – und nicht jedermanns Sache. Aber schon damals gab es Menschen mit einem Bewusstsein für Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung. Sie nahmen zum Teil weite Anfahrtswege in Kauf, um bei den Tress‘ zu essen. Im Jahr 2003 schließlich eröffnete die Familie das erste Biohotel in Baden-Württemberg. Vater Johannes verstarb 2008 und hinterließ seiner Frau Inge und den vier Söhnen ein solides Familienunternehmen. Alle sind mit ihrer Mutter im Unternehmen tätig. Auch die Frauen der vier Brüder arbeiten im Unternehmen.
„Für uns ist es selbstverständlich, dass wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen“, sagt Dominik Tress, der jüngste der vier Brüder. „Oft werden wir gefragt, wie das funktionieren kann und wieso wir uns alle so gut verstehen. Ich vermute, es liegt daran, dass wir alle an einem gemeinsamen Ziel arbeiten – es funktioniert einfach super.“
„Im Lauf der Jahre hat die ‚Rose‘ viele Blüten bekommen“, erzählt Dominik weiter. Neben dem ursprünglichen Biorestaurant und dem Biohotel Rose gibt es den Biogasthof „Friedrichshöhle“ und das Biorestaurant „Heimatküche“, zudem pachtet die Familie mit Schloss Ehrenfels und der Wimsener Mühle zwei Eventlocations, für die sie natürlich auch Biocatering anbietet. Neuestes Projekt ist ein Casual-Dining-Restaurant, das Ende Mai eröffnen soll. Über die Ausrichtung der verschiedenen Restaurants sowie über weitere Projekte der Familie lesen Sie viel Interessantes und Überraschendes in Ausgabe 02/20 der „Lust auf Landküche“.